Saterfriesisches Wörterbuch
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Been, do Bene, die

1. Zimmerdecke: 1.1 die Been waas wiet un do Boolken swot: die Decke war weiß und die Balken schwarz. 1.2 hie is so groot, hie kumt boalde an dän Been: er ist so groß, er kommt fast an die Zimmerdecke heran. 2. Dachboden, Kornspeicher: 2.1 hie häd do nit aal ap dän Been: er hat nicht alle Tassen im Schrank, ist verrückt. 2.2 die Roage lait ap dän Been: der Roggen liegt auf dem Dachboden. 2.3 iek häbe jäärsene unner dän Been stríeken: ich habe gestern die Zimmerdecke gestrichen. 2.4 dän Been drieuwe: die Planken des Dachbodens so dichten oder zusammendrücken, dass keine Spalten mehr darin vorkommen. 2.5 dät Húus is läig unner dän Been: die Räume sind niedrig. 3. harter Gaumen; Scheidewand zwischen Mund und Nasenhöhle: die äärme Käärdel häd naan Been moor in de Mule: der arme Mann hat keinen Gaumen mehr im Mund.

Been, do Bene, dät

1. Bein: 1.1 hie lät et in do Bene sakje: er gibt auf. 1.2 tou Bene kume: aufstehen. 1.3 hie is noch goud ap do Bene: er ist noch rüstig, gut zu Fuß. 1.4 hie kon dät ene Been nit fóar dät uur sätte: er kann kaum gehen. 1.5 hie is fon do Bene ove: er ist bettlägerig. 1.6 aan an sien sere Been kriege: eine unangenehme Erinnerung, ein altes Unrecht wieder aufleben lassen. 1.7 ap do Bene stale, brange: gründen: 1.7.1 n Bidrieuw ap do Bene stale : einen Betrieb gründen. 1.7.2 n Tennisklub ap do Bene brange : einen Tennisklub gründen. 1.8 bie t Been kriege : hereinlegen. 1.9 die Houngst häd et in do Bene : das Pferd ist von der langen Arbeit steif in den Beinen. 1.10 aan do Bene stale : jemandem ein Bein stellen. 1.11 do Bene fertrede : einen kurzen Spaziergang machen. 1.12 hie faalt uur sien oaine Bene : er fällt über die eigenen Beine (= er läuft ungeschickt). 1.13 hie häd Íerme un Bene fon sik stat : er hat Arme und Beine von sich gestoßen (= er ist gestorben). 1.14 hie is fon do Bene kemen : 1.14.1. er ist krank. 1.14.2 er hat sich betrunken und konnte nicht wieder aufstehen. 1.15 hie is wier tou Bene : er ist genesen. 1.16 hie kon sik noch goud ap do Bene hoolde : er ist trotz des Alkoholkonsums noch nüchtern. 1.17 iek häbe neen Been an dän Grúund heeuwed : ich war vollauf beschäftigt. 1.18 iek wol him bie t Been kriege : ich werde es ihm heimzahlen; ich werde ihm gehörig die Meinung sagen. 1.19 jo stale sik juunsiedig do Bene : sie schaden sich gegenseitig, stehen sich gegenseitig im Wege.

Lätse, -n, die/ju

1. Löffel: 1.1 ju Lätse wägsmiete, ap dän Been smiete: den Löffel abgeben; sterben. runde Lätse : runder Löffel; Löffel mit einem runden Blatt. 2. Ohr: du krigst glieks wät bäte do Lätsen: du bekommst gleich etwas hinter die Ohren (eine Tracht Prügel, eine Ohrfeige).

trede

iek trede, du trädst, hie/ju tradt, wie trede; tried, trieden; is/häd treden; träd/ trede! tredet! : 1. treten (is): 1.1 in Tjoonst trede : in Dienst treten. 1.2 hie trädt uur t Been : er ist betrunken. 2. schreiten (is): hie tried deerwai : er schritt dahin. 3. begatten: die Hone tried ju Hanne : der Hahn begattete die Henne. 4. auf dem Fußboden oder Straße Spuren hinterlassen (is): hier kon man sjo, wier du loangs treden bääst : hier kann man sehen, wo du entlanggetreten bist. 5. stolzieren (is): hie tried deerwai as n Edelmon : er stolzierte dahin wie ein Edelmann.

skoonje

schonen: hie mout sien Been skoonje : er muss sein Bein schonen. (Volkstümlicher in diesem Fall wäre hie mout foar sien Been appaasje.)

rummelje

1. rummeln, dröhnend rattern; ein dumpfes, rollendes Geräusch erzeugen: ju Brääg rummelt, wan n Träin deeruur fíert : die Brücke erzeugt ein dumpfes, rollendes Geräusch, wenn ein Zug darüber fährt. 2. sich mit ratterndem, dumpfem Gedröhn fortbewegen (is): die Woain rummelde uur ju Sträite : der Wagen rummelte über die Straße. 3. rumoren: 3.1 et rummelt mie in dän Buuk : es rumort mir im Bauch. 3.2 wie heerden, wo hie ap Been rummelde : wir hörten, wie er auf dem Dachboden rumorte. [engl. rumble]

skemosselje

rascheln: do Rotten skemosselje ap Been : die Ratten rascheln auf dem Dachboden. (skemosselje bezieht sich auf jedes Geräusch, das man hört, ganz gleich ob man die Ursache davon weiß oder nicht.)

rooije (b)

sich entzünden, schwären: ju Wúunde an mien Been rooit : die Wunde an meinem Bein entzündet sich.

oumikje (b)

herunterheben: n Hobalen fon dän Been oumikje : einen Heuballen vom Heuboden herunterheben.

oukratsje

abschaben, abkratzen: dän Been oukratsje : die Decke abschaben, um sie erneut anzustreichen.

nochtern

1. mit leerem Magen: 1.1 nochterne Sputterse : der Speichel am frühen Morgen, bevor man etwas gegessen hat; Volksmittel gegen Warzen und Muttermale. 2. nicht betrunken; ohne einen Tropfen Alkohol genossen zu haben. neugeboren: 3.1 bisepene Ljudene un nochterne Koolvere breke sik neen Been : besoffene Leute und neugeborene Kälber brechen sich kein Bein. 3.2 nochterne Fúgel : noch kahler junger Vogel. unerfahren: hie is noch n nochternen Wäänt : er ist noch ein unerfahrener Junge.

meeriete

1. mitreißen: sien Been fertoakelde sik in dän Roop, un hie wuud meeríeten : sein Bein verhedderte sich in dem Seil, und er wurde mitgerissen. 2. hinreißen: hiere Woude reten do Ljude mee : ihre Worte rissen die Leute hin.

lomläze

1. stilllegen; zum Stillstand, zum Erliegen bringen: die Lai häd dän Bidrieuw lomlaid: der Blitz hat den Betrieb lahmgelegt. 2. betäuben: die Dokter laide him dät linke Been lom: der Arzt betäubte ihm das linke Bein.

loamje

hinken: die Houngst loamet mäd dät ene Been : das Pferd hinkt auf/mit dem einen Bein.

läig

1. niedrig: 1.1 dät Húus is läig unner dän Been : die Räume des Hauses sind niedrig. läiger moakje : niedriger machen; senken. die Houngst häd n läigen Rääg : das Pferd hat einen Senkrücken. 1.4 tou läig uutkume: (Kartenspiel) eine zu niedrige Karte ausspielen. 1.5 an dän läige Waal roakje : herunterkommen. 1.6 läig Woater : der tiefste Stand der Ebbe. 2. (Luft) dick, drückend, schwer. 3. kurz: die Boom häd n läigen Stam : der Baum hat einen kurzen Stamm. 4. schlecht, niederträchtig, gemein: iek kon hiere läige Biníemen nit ou : ich kann ihr niederträchtiges Benehmen nicht ausstehen. 5. heikel: n läige Seke : eine heikle Sache.

kume iek kume, du kumst, hie/ju kumt, wie kume; iek koom, du keemst, hie/ju koom, wie kemen; is kemen; kum! kumet!

1. kommen: 1.1 in t Kumen : im Anzug, im Kommen: n Grummelskúur is in t Kumen : ein Gewitter ist im Anzug. 1.2 kume läite : herunterlassen. 1.3 hie liet dän Säk kume : er ließ den Sack herunter. 1.4 kume läite : einladen, bestellen: hie liet dän Dokter kume : er bestellte den Arzt. 1.5 wie kume uum ju Seke goud tou : wir können die Angelegenheit leicht umgehen. 1.6 et is so kemen, dät wie in dät Jíer boalde naan Heeuwer adenje kuden : die Folge war, dass wir in dem Jahr fast keinen Hafer ernten konnten. 1.7 wo kumst du deerbie? : wie kommst du dazu? 1.8 deer is niks fon kemen : daraus ist nichts geworden. 1.9 deer kumt boalde wät : die betreffende Dame ist hoch schwanger. 1.10 hie koom deer nit mäd uut : er druckste herum. 1.11 iek kume deer nit ap : es fällt mir nicht ein. 1.12 kum an! (Ausdruck der Verwunderung): sieh mal einer an! 1.13 kume fon : gebürtig sein aus: uus Mäme kumt fon Ästerwegen : unsere Mutter ist gebürtig aus Esterwegen. 1.14 tou íeten kume : als Gast zum Essen kommen. 1.15 tou wät kume : zu Wohlstand kommen: hie is bie litjen tou wät kemen : er ist langsam zu Wohlstand gekommen. 1.16 wät kumt deerfon? : was sind die Folgen? 1.17 wo kuust du deertou kume? : wie konntest du so etwas machen? 1.18 wanner kumst du bie uus? : wann besuchst du uns? 1.19 do Potte kume uut t Blaue, uut t Gräine : die Töpfe haben eine bläuliche, eine grünliche Farbe. 2. passieren: 2.1 so kume : sich zufällig ereignen. 2.2 dät moaste so kume : das war unvermeidlich. 3. erscheinen: hie kumt nit oafte bie uus : er erscheint nicht häufig bei uns. 4. kume + oun + Verb der Tätigkeit drückt die Gleichzeitigkeit von Ankommen, Erscheinen und einer bestimmten Handlung aus: hie koom deer ounlopen, ounbabbeljen, mäd ju Kiste ounsludjen : er kam da angelaufen, kam babbelnd an, kam mit der Kiste angeschleppt (= kam an und schleppte gleichzeitig die Kiste mit.) 5. berühren: hie koom mie an t Been : er berührte mein Bein.

knikke

1. knicken, einknicken, (halb) brechen: 1.1 dät Brääd is knikt : das Brett ist eingeknickt. 1.2 hie häd sik dät Been knikt : er hat sich das Bein gebrochen. 2. falten.

Knak, -ke, die

1. Knack, Knacken (Schallwort): wie heerden dän Knak fon do Takken: wir hörten das Knacken der Äste. 2. Bruch, Bruchstelle: die Dokter kuud sjo, dät sien Been n Knak hiede: der Arzt konnte sehen, dass sein Bein eine Bruchstelle hatte.

jeel

1. gelb: 1.1 dät Klood kumt uut dät Jele : das Kleid ist gelblich. 1.2 ätter dät Melöär waas mien Been jeel un blau : nach dem Unfall war mein Bein gelb und blau.

russelje

1. rascheln: 1.1 et russelt in t Gäärs : es raschelt im Gras. 1.2 do Muze russelje ap Been : die Mäuse rascheln auf dem Dachboden.

ruugskeen

besenrein; vom gröbsten Dreck gereinigt: die Been is nu ruugskeen : der Dachboden ist vom gröbsten Dreck gereinigt.

heel

1. ganz: 1.1 heel un aal : ganz und gar. 1.2 heel un aal nit! : ganz und gar nicht; keineswegs! 1.3 hie is dän hele Dai deer wezen : er ist den ganzen Tag da gewesen. 2. heil, nicht beschädigt, unversehrt, wohlbehalten: 2.1 sien sere Been is wier heel : sein krankes Bein ist wieder heil. 2.2 hie häd niks oukríegen; hie is heel blíeuwen. : er hat nichts abbekommen; er ist unversehrt geblieben. 2.3 hie is heel wier ätter Húus kemen : er ist wohlbehalten wieder nach Hause gekommen. 2.4 heel moakje : heil, ganz machen; reparieren: die Búur häd dän Woain wier heel moaked : der Bauer hat den Wagen wieder repariert. 3. ganz, unzerteilt: wie häbe him n heel Swien skoankt : wir haben ihm ein ganzes Schwein geschenkt. 4. all: do hele Díerte : alle Tiere. 5. gar: 5.1 heel nit : gar nicht. 5.2 iek kanne dän hele Käärdel nit : ich kenne den Mann gar nicht. [afrs. hêl]

skíenje

schienen; durch Stahloder Holzschienen verbinden und befestigen: dät brekene Been mout skíend wäide : das gebrochene Bein muss geschient werden.

skommesíerje

stöbern, schnüffeln: uus Mäme skommesíert ap Been : unsere Mutter stöbert auf dem Dachboden.

spinkeníerje

1. hantieren: hie spinkeníerde mäd n Skrúvenkoai in de Määlne : er hantierte mit einem Schraubenschlüssel in der Mühle. 2. spuken: et kloang, as wan et ap dän Been spinkeníerde : es klang, als wenn es auf dem Dachboden spukte. 3. umherspringen (is): dät is naan Foutbaal, wan do Spillere/Spíelere bloot ap t Gäärs spinkeníerje : das ist kein Fußball, wenn die Spieler nur auf dem Gras umherspringen.